Audio-Interfaces: Qualitätsunterschiede

Die Interfaces, auch die billigen, sind in meinem Ohr alle ziemlich gut geworden. Die meisten können auch hohe Sampleraten, wenn man sie denn braucht, darüber gibt’s Zilliarden Diskussionen mit religiösem Unterton - zum Glück kann da ja jeder einfach selber entscheiden, wieviele Flöhe wie laut husten dürfen. Wenn jemand da den glückseligmachenden Tag-zu-Nacht-Unterschied hört und deswegen viel mehr Soundscheibchen pro Sekunde gern hat, go! Ich gehöre da eher zu den Menschenaffen, die mit 44100 davon gut zu tun haben :wink: 24 bit verstehen sich mittlerweile von Selbst und das finde ich wiederum sehr gut so, weil es technisch seriously Sinn ergibt. Was ich bei 32 bit float-Interfaces wiederum stark anzweifle, außer wir sprechen von dem ganz teuren Zeug wie Stagetec Truematch oder so, die ganz ohne Preamp auskommen und mit sehr leisen unverstärkten Mic-Inputs arbeiten können, was sich von 32 bit float aus dann digital lautmachen lässt/wo 24 bit tatsächlich einfach zu wenig wären.

Was macht ein Interface aus? Die wichtigsten Faktoren sind wahrscheinlich Treiber, Preamps und die Schnittstelle. Zu letzterem Thema finde ich USB2 ziemlich universal - das geht mit jedem Rechner und ist für eine Menge Kanäle mehr als ausreichend. Mein Fireface UFX kann 30 in/out simultan und das geht über USB2 problemlos an Desktop und Laptop. Mehr brauche ich nicht und wenn, dann außerhalb meines üblichen Recordingsetups - also vielleicht für Livemitschnitte von Kanalschlachten und dann kommt das Signal z.B. via Tante Dante über’s Netzwerk aus dem Pult des Tages.

Preamps sind Geschmackssache und alle Preamps der letzten 10 Jahre, die mir zu Ohren gekommen sind, waren schlicht und ergreifend sehr gut. Auch die billigen, X32-Klasse oder so. Manche rauschen ein bisschen mehr, manche weniger, was in der Praxis wieder nur Relevanz erlangt, wenn man so was krass dynamisches wie ein Orchester aufnimmt.
Mini-Erfahrungsbericht von neulich: hatte nur einen Nachmittag Zeit, mit meinem Drummer ein paar Songs aufzunehmen und keine Gelegenheit, mein normales Besteck abzubauen (UFX, Audient ASP800, paar analoge UA Channelstrips). Daher nahm ich flott mein X32-Rack samt der Midas DL32-Stagebox mit. Ergebnis: blitzsaubere Signale, kein Rauschen, nix störendes, gute Klangtiefe. Irgendwann vorher hatte ich auch mal Signale gesplittet und damit die Behringer X32-Rack-Preamps und die Midas-Versionen aus der DL32 gefüttert, um den Klangunterschied da rauszufischen - klingt minimal anders, die nullen sich nicht aus aber selbst die X32-Ins waren einwandfrei. Im AB-Vergleich kaum zu unterscheiden, bei sehr leisen Quellen bemerkt man bei den X-Preamps möglicherweise ein kleines bisschem mehr Grundrauschen. Aber wiederum weit unterhalb irgendeiner Problemzone, auch mit einberechnet, dass sich bei 30, 50 oder 100 Kanälen, die ‘nur ein wenig mehr rauschen’ dieses Rauschen dann auch summiert.

Treiber: ich bin ein großer Fan von RME. Für diverse Zwecke benutze ich aber auch ein Steinberg UR22, das X32-Rack und gelegentlich das noch kleinere XR18 vom big B. Von keinem dieser Interfaces kann ich irgendwelche Treiberprobleme vermelden, das funktioniert alles völlig problemlos und einwandfrei.

Um der langen Rede ein kurzes Resümee zu verpassen: egal, was du kaufst, die Wahrscheinlichkeit, dass es was taugt ist hoch. Kanalzahl und Extrafunktionen können je nach Workflow einen praktischen Wert haben (real time durch Plugins bei den Apollos z.B. - wobei die Windowswelt und Thunderbolt sich nicht immer einig sind, auf Äpfeln scheint das easy zu sein). Wie/womit man eben arbeiten will.
Also Standardinterface mit Standardpreamps/Kanälen in ausreichender Anzahl und passender Schnittstelle (keine Angst vor old-school USB2), Klangfärbungen mit extra Preamps/Channel Strips etc.